Vom Zurückkommen
Nach 3 Monaten zurück in Deutschland, nach dem großen Umbruch, wieder in Deutschland zu sein, nach dem Umzug in eine neue Stadt, nach eigenen Versuchen, zu reflektieren, nach wochenlangem "einfach weitermachen" fand nun das 5-tägige Nachbereitungsseminar in Eschwege statt.Es war toll, alle in Deutschland wieder zu sehen und sich mit Leuten auszutauschen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben und nun auch die gleichen Gefühle zu haben scheinen... Kaum sonst einer versteht, wie schwierig es eigentlich ist, zurück zu kommen.
Zurück kommen ist eigentlich einfach - man steigt in ein Flugzeug und wird an einem anderen Ort ausgespuckt. Man begrüßt die, die man lange nicht gesehen hat, packt aus, organisiert, was organisiert werden muss, erzählt Anekdoten und ist im Grunde ganz glücklich, wieder in der Heimat zu sein.
Mit der Zeit kommen dann diese Momente, wenn das Leben in Südafrika in seiner ganzen Farbe plötzlich im Kopf auftaucht und man sich an so vieles ganz genau erinnert. Es ist schließlich noch so unglaublich nah.. Und gleichzeitig so fern, wenn man seine Umgebung in Deutschland betrachtet. Diese Momente empfinde ich immer als sehr emotional und sie häufen sich, desto länger ich zurück bin und desto mehr sich ein Alltag einstellt und ich meinem Kopf erlaube, das Jahr abzuschließen.
Wir sahen uns also alle wieder.
Mit einem Sektempfang wurde das Seminar begonnen und wir hatten uns alle viel zu erzählen. Es ist ganz spannend, zu sehen, wo die anderen jetzt alle stehen. Noch spannender war es, zu merken, dass sich der ein oder andere tatsächlich ziemlich verändert hat im Vergleich zum Vorbereitungsseminar. Das ist nun auch schon 18 Monate her!
Um uns alle gedanklich wieder auf unsere Zeit in Südafrika einzustimmen, wurde eine Diashow unserer jeweiligen Top 10 Fotos des Jahres gezeigt, die wir vorher alle an Jenny geschickt hatten, die das Seminar leitete. Wie schön das war - unsere zehn besten Momente, und das von jedem. So hatten wir gleich noch einen Einblick in die Erlebnisse der anderen. Anschließend erzählten wir uns Geschichten anhand von besonderen Dingen, die wir aus Südafrika mitgebracht hatten.
Mit Julias Geburtstagsparty klang der Abend dann klangvoll aus.
Wir schliefen in 8er Zimmern der Jugendherberge - Landschulheimstyle.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Reflektieren, Erinnern, Diskutieren, Quatschen, Workshoppen, Schreiben, Nachdenken, Essen, Trinken, Schlafen (das eher weniger). Zwischendurch gabs auch mal ne Traumreise-Meditation.
Es ging zunächst darum, das Jahr noch einmal aufzuarbeiten in seinen Höhen und Tiefen und uns auszutauschen - wie ging es uns in der letzten Zeit in SA, wie war es, anzukommen, etc.
Nach viel eigener Reflektion sammelten wir auch Bewältigungsstrategien, die uns den Umbruch und das Ankommen erleichtern können. Zu diesem Punkt wurde mir klar, dass es ganz normal ist, erst einmal desorientiert zu sein und sich total entwurzelt zu fühlen, was mir geholfen hat, meine derzeitige "Verpeiltheit" zu akzeptieren.
In Kapstadt bin ich nun nicht mehr zuhause, selbst in meinem Zuhause in Köln bin ich nicht mehr zuhause, und in meinem neuen Zuhause in Leipzig bin ich noch nicht zuhause. Es braucht jetzt erstmal Zeit.
Was mir im Moment aber auch hilft, ist, die Erfahrung des Zurückkommens schon einmal nach meinem Aufenthalt in Kanada gemacht zu haben. Viele Gefühle sind ähnlich und ich weiß ja nun, dass sich alles wieder einpendeln wird, auch wenn man erst einmal dazu neigt, Trübsal zu blasen und sofort wieder zurück zu wollen.
Außerdem bringt man viele Ideen und Erkenntnisse mit nach Deutschland, die man nicht wirklich teilen kann. Erkenntnisse, wie zum Beispiel globale Zusammenhänge und Ungerechtigkeiten.

Zwischendurch machten wir eine Wanderung um einen nahe gelegenen See, um den Kopf frei zu bekommen und, natürlich, noch mehr tiefgreifende Gespräche zu führen.

Aber es war auch sehr gut gemacht. Jenny, Sabine und Marie sowie Given aus Südafrika und Wiebke, eine Alumni, haben uns viele Anstöße und viel Input gegeben. Sie haben auch von ihren eigenen Erfahrungen gesprochen - wie war es für sie, aus Südafrika zurückzukommen, wie war es ein Jahr später, wie ist es jetzt, nach mehreren Jahren.
Abends haben wir es dann auch immer krachen lassen. Bei South African House Music und selbstgemixten Cocktails haben wir Partys "southafricanstyle" steigen lassen und viiiel getanzt, so ausgelassen wie wir in Südafrika immer gefeiert haben.
Leider hat es dann nie einer zum morgendlichen Yoga geschafft...
Unsere Gemeinschaft war auf jeden Fall klasse, das hab ich in den paar Tagen noch einmal richtig gemerkt. Wir sind total als Gruppe zusammen gewachsen und werden immer durch unser Jahr verbunden sein.
Am Ende haben wir uns alle schweren Herzens voneinander verabschiedet, aber wir wussten, dass wir uns spätestens beim Alumnitreffen 2015 wiedersehen würden. Wir sind jetzt nämlich Teil der über 100 SAGE Net Alumni, die ein eigenes Netzwerk bilden.
Mit dem Blick in die Zukunft und vielen Gedanken im Kopf fuhren wir dann wieder nach Hause. Ich bin auf jeden Fall ein Stückchen weiter angekommen.
(Noch ein Gedanke: Ich war ja am Wochenende in Berlin. Da ist mir aufgefallen, dass ich vor exakt zwei Jahren, am 7. Dezember 2012, auch in Berlin war, und zwar zum Auswahltag von Sage Net. Da fing alles an!)